Es war nicht ihr Herzenswunsch, aber sie tat es von Herzen
„Wir ticken ziemlich gleich, ergänzen uns trotzdem prima, können herzlich zusammen lachen und funktionieren miteinander ohne viele Worte. Ich habe einfach meine perfekte ,rechte Hand‘ gefunden.“
Annett Barth
Annett Barth – Vom Ferienjob zur Geschäftsführerin
Seit dem Jahr 2014 unterstützt die DELTA BARTH Systemhaus GmbH die Initiative „FRAUEN unternehmen“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz. Gemeinsam mit rund 200 weiteren Geschäftsführerinnen möchte Annett Barth damit andere Frauen für den Weg der Selbstständigkeit motivieren und inspirieren. Eine Herzensangelegenheit, die auf Erfahrung und Stolz basiert. Schließlich hat sie sich selbst vor fast 16 Jahren der Herausforderung gestellt, in ein für sie bis dahin fachfremdes Thema einzusteigen und selbstständige Unternehmerin zu werden. Doch was hat sie dazu animiert und wie gelingt es ihr bis heute, in der IT-Branche einen weiblichen Fußabdruck zu hinterlassen?
Die Option, die im Jahr 1990 von Andreas Barth gegründete DELTA BARTH Systemhaus GmbH nicht weiterzuführen, stand Annett Barth jederzeit offen. Ihre Familie, insbesondere ihr Vater, hat sie dahingehend nie gedrängt. Doch sie wusste auch, wenn sie die Unternehmensnachfolge nicht antritt, würde das Lebenswerk ihrer Eltern aus familiären Händen gegeben. Und das wollte die angehende Wirtschaftsjuristin nur ungern. Also hat Annett Barth sich im Oktober 2007 entschieden, in das Unternehmen einzusteigen.
Sie hat viel Zeit dafür aufgewendet, sich in die Produkte einzuarbeiten, was ohne jeglichen technischen Background nicht immer einfach war. Doch sie hat schon damals die Sicht der Anwender eingenommen und konnte sich so gut in die Kunden hineinversetzen. Spätestens als die damals 32-jährige im Januar 2011 die Geschäfte neben ihrem Vater federführend übernahm, stand damit noch eine weitere große Herausforderung an: der Wechsel vom Familienmitglied zur Vorgesetzten. Seit ihrer Kindheit war Annett Barth bei vielen Mitarbeitern schon als Ferienkind und später auch als Ferien- oder Semesterjobberin bekannt. Eine neue Situation also, die sowohl für sie selbst als auch für die Mitarbeiter erst einmal ungewohnt war und von beiden Seiten viel Verständnis erforderte. Bisher war es viel einfacher, mit den Kollegen über die Vorstellungen vom Unternehmen und der Zukunft zu sprechen. Jetzt musste sie alle mit auf ihre eigene Reise nehmen und ihre Ziele vermitteln.
Ihr erstes großes Ziel war, die Produkte, Dienstleistungen und das Image moderner zu gestalten. Dabei wollte sie aber die Identität, die Werte und die Unternehmensphilosophie unbedingt beibehalten – nämlich das Credo, dass auch schon ihr Vater vertrat: „Bodenständigkeit bewahren und dennoch stets vorausdenken.“ Auch sonst war sich das Vater-Tochter-Gespann grundlegend einig. Offenheit und Ehrlichkeit beflügelten den gemeinsamen Gedankenaustausch, der einen anderen Blick auf Fragestellungen öffnete und als Entscheidungsgrundlage diente. Mit unterschiedlichen Ansichten setzten sich beide von Anfang an konstruktiv auseinander.
Eine offene Kommunikation ist Annett Barth mit allen Menschen sehr wichtig. Da macht sie zwischen Mitarbeitern, Kunden und Lieferanten keinen Unterschied. Sie möchte ein Grundverständnis für die Belange der Kollegen und Geschäftspartner haben, damit sie auch ihre eigenen Erwartungen und Ziele besser steuern kann. Sie weiß, dass die Produkte und die Expertise der DELTA BARTH Systemhaus GmbH nur so wachsen können. Das Unternehmen auf Erfolgskurs zu lenken, macht ihr Spaß. Und sicher bereitete es auch Andreas Barth Freude, zu sehen, dass sich seine Tochter so gut im Unternehmen etablierte, von den Mitarbeitern Wertschätzung erfuhr und ihr Schaffen Früchte trug. Es war die Zeit gekommen, loszulassen. Seit 2019 ist Annett Barth alleinige Geschäftsführerin der DELTA BARTH Systemhaus GmbH.
Ihre wichtigste Erkenntnis auf diesem Weg dahin war, dass man viel mehr schafft, wenn man die richtigen Kolleginnen und Kollegen an seiner Seite hat. Eine davon ist sogar zu ihrer, wie sie selbst sagt, perfekten „rechten Hand“ geworden. Mit Anett Klein, langjährige Leiterin des Produktmanagements und heutige Prokuristin der DELTA BARTH Systemhaus GmbH, ist sie zu einem eingeschworenen Team fest zusammengewachsen. Die Teilung der verschiedenen Aufgaben hat sich aber bereits über längere Zeit etabliert. Seit Anfang 2022 gehört die Diplom-Wirtschaftsinformatikerin (BA) offiziell mit zur Führungsspitze. Beide verlassen sich 100-prozentig aufeinander, agieren immer gemeinsam zum Wohle des Unternehmens. Während Annett Barth ein Zahlenmensch ist und vor allem den Fokus auf betriebswirtschaftliche Aspekte legt, hat Anett Klein mit ihrer Fachkenntnis stets ein Auge auf die Produktentwicklungen.
Trotz dieser wertvollen Unterstützung vermisst Annett Barth die Zeit, die sie im Außendienst oder bei Kunden vor Ort verbracht hat. Die große Flut an Aufgaben, die solch ein Unternehmen mit sich bringt, ist enorm. Insgesamt wendet sie den größten Teil ihrer Zeit für die Belange und zur Unterstützung ihrer Mitarbeiter auf. Zusätzlich gilt es, immer neue Herausforderungen zu meistern, wie kürzlich erst die Pandemie, um das große Ganze nicht aus den Augen zu verlieren.
Und um das große Ganze geht es nach wie vor. Das persönliche Fazit der Geschäftsführerin ist, dass sie sehr zufrieden mit ihren Ergebnissen der letzten fast 16 Jahre ist. Sie hat ihre einstigen Ziele vorangetrieben. Diese betrafen sämtliche Bereiche des Unternehmens, unter anderem Marketing, Vertrieb und Programmierung. Vor allem die Modernisierung des Webauftritts, die Weiterentwicklung der Software und die Etablierung der agilen Softwareentwicklung standen an erster Stelle.
Oft wollte sie schneller Veränderungen umsetzen und Ergebnisse erzielen, als es in der Praxis realisierbar war. Das meiste hat sie jedoch erreicht. Ihrer Meinung nach waren einige Entwicklungswege sicherlich länger oder anders als gedacht, geschadet hat dies allerdings nicht. Schließlich gibt es für sie nichts schöneres, als Kundenprojekte entstehen und wachsen zu sehen. Das Erreichen eines gesetzten Meilensteins ist für sie immer ein schöner Moment und macht sie stolz. Da schmeckt dann der traditionelle „Auftragskuchen“ doppelt so gut.
Wehmut kommt auf, wenn sie langjährige Mitarbeiter in den Ruhestand verabschiedet. Das empfindet sie als sehr bewegend, weil sie weiß, dass jemand Wichtiges fehlen wird. Doch die Erinnerungen an die gemeinsame Zeit und die damit verbundenen Erlebnisse bleiben.
Der Zahn der Zeit ist also allgegenwärtig. Andreas Barth hat wohl immer gesagt, dass man sich spätestens mit 50 Jahren mit der Unternehmensnachfolge auseinandersetzen muss. Da hat die 44-jährige noch Zeit, aber tatsächlich kreisen schon manchmal die Gedanken darum. Vielleicht tritt Annett Barths Tochter die nächste Generation an, denn nachgefragt hat die 11-jährige schon mal, was man denn als Chefin so können muss und sich für den „Job“ angemeldet. Vielleicht kommt es so, man wird sehen.
Wichtiger als die konkrete Nachfolge ist Annett Barth jedoch, dass das Unternehmen auch ohne ihre Anwesenheit gut funktioniert. Die einzelnen Teams sind eingespielt. Sie kann sich zu 100 Prozent auf ihre Mannschaft verlassen. Das war ihr wichtigstes Ziel. Dazu gesellen sich Zukunftspläne im Sinne der Mitarbeiter. Noch vor kurzem war sie der Meinung, dass der jetzige Unternehmensstandort eine Erweiterung benötigt. Nach den Erfahrungen der Pandemie und der allgemeinen wirtschaftlichen Lage in Deutschland hat sich das aber geändert. Ihr Augenmerk liegt heute auf der Gesunderhaltung ihres Teams und natürlich auch auf der Mitarbeitergewinnung. Die letzten drei Jahre haben allen viel abverlangt – beruflich und privat. Das bleibt nie ohne Folgen. Dem möchte sie aktiv entgegengehen. Derzeit steht deshalb die Entwicklung verschiedener neuer Arbeitsplatz- und Arbeitszeitmodelle im Vordergrund. Damit möchte sie noch besser auf die Bedürfnisse der Kolleginnen und Kollegen eingehen, weil sie weiß, diese sind ihr wichtigstes Kapital. Ohne die Mitarbeiter wäre die DELTA BARTH Systemhaus GmbH nicht das, was sie heute ist.
Die Mischung aus weiblicher Intuition, Frauenpower und vor allem Menschsein ist eine unternehmerische Klasse für sich. Als gestandene Unternehmerin hat Annett Barth heute schon einen Fußabdruck in der IT-Branche und damit stellvertretend in die Riege aller Unternehmerinnen eingebracht.